Mägnaschtill auf Rundreise


Teil der der Vereinbarung des KKS/Weltwärts Freiwilligendienstes waren vier Wochen Ferientage, die wir größtenteils im Februar für eine Rundreise genutzt haben. Am Samstagabend des zweiten Februars bestiegen wir den Zug nach Udaipur, der ersten Station unserer Rundreise. Von dort ging es mit dem Zug nach Mumbai und direkt weiter mit dem Bus nach Pune. Von Pune fuhren wir für zwei Nächte nach Aurangabad, um die Höhlen im nahegelegenen Ellora zu besichtigen. Anschließend führte uns eine 24-stündige Bus- und Zugreise an die Strände Südgoas. Unsere nächste Station war das schöne Cochin, das wir über einen Abstecher in Mangalore erreichten. Von Cochin ging es mit dem Zug für eine Nacht nach Vellore und dann weiter nach Pondicherry, der letzten Station unserer Reise. Unser Rückflug ging von Chennai nach Delhi, von wo wir mit dem Bus nach Jaipur zurückfuhren.

Unsere Reise auf der Karte:


Udaipur:

Udaipur, auch Venedig des Ostens genannt, war unsere erste Station und eine der schönsten. Wir haben ein paar entspannte Tage mit Blick auf den künstlich angelegten See Pichola verbracht und konnten einen Bollywood-Filmdreh mit unserer Lieblings-Bollywoodschauspielerin ‚Deepika Padukone‘ live von unserem Rooftop-Restaurant miterleben. Eigentlich könnte Udaipur auch den Beinamen „Octopussy“ tragen, da hier 1983 der Bond-Film gedreht wurde und die Hotels nach 30 Jahren immer noch jeden Abend den Film zeigen. Octopussys Wasserpalast kann man leider nur von außen betrachten, aber der Citypalace und der Monsoonpalace (im Film ist letzterer Kahn’s Palast) waren mindestens ebenso schön. Wenn man im touristischen Teil Udaipurs durch die Straßen läuft, fühlt man sich wie im „Bilderbuch-Indien“: Eng aneinander liegende Häuser mit den typisch indischen Fensterbögen, Paläste, Tempel und Treppen ins Wasser. Vor allem abends, bei voller Beleuchtung, sah es wirklich märchenhaft aus.

Pune:

Pune, östlich von Mumbai gelegen, ist eine wichtige Industriestadt und auch besonders bekannt für seine Universität. Nach Wikipedia wird Pune sogar als „Oxford of the East“ bezeichnet, was aber mit Sicherheit nicht auf die Architektur zutrifft. Pune war die modernste und am weitesten entwickelte Stadt, die wie bis jetzt in Indien gesehen haben. Automobilbau (Volkswagen produziert hier), Softwareentwicklung, etc. haben Pune einige Hochhäuser beschert, sodass man sich in manchen Teilen eher wie in einer amerikanischen Stadt fühlt. Wir sind nach Pune gekommen um Prity, eine frühere Mitarbeiterin Prayatns und Freundin von uns, zu treffen und wieder einmal etwas westlicher zu leben. Die Atmosphäre und die Mentalität der Leute war sehr anders als wir das bis dato gewohnt waren. Endlich konnten wir wieder einmal ausgelassen feiern gehen, mussten dann aber bald feststellen, dass wir nicht „posh“ genug für diese Gesellschaft sind, da wir Bidis statt Zigaretten  im Club rauchten (Reaktion einer Modedesign-Studentin:“Ihr seid doch keine Rickschafahrer“) und uns Eintrittspreise von 10 – 60€ doch etwas viel vorkamen...

Aurangabad/Ellora:

Als nächstes sind wir weiter ins Innere Maharashtras gefahren, um uns die berühmten Höhlen von Ellora anzusehen. Geschlafen haben wir in einer Jugendherberge in Aurangabad, der nächstgrößeren Stadt. Dies war wohl die unluxuriöseste Unterkunft bis dahin, aber mit 300 Rs. (4€) für ein Doppelzimmer pro Nacht auch ziemlich billig. Die Höhlenanlage aus 34 buddhistischen, jainistischen und hinduistischen Tempelhöhlen gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist ein beliebtes Touristenziel. Die Höhlen waren ziemlich beeindruckend und die Anlage sehr weitläufig, sodass wir an diesem Tag mehrere Kilometer gelaufen sind und am Abend enstprechend fertig waren. Dummerweise sind wir, statt mit dem Bus nach Aurangabad zurückzufahren, den Rufen eines Privatfahrers gefolgt. Anfangs noch glükclich darüber einen besonders guten Deal gemacht zu haben, fanden wir uns in Kürze in einem Jeep mit 14 anderen Leuten wieder, die alle das gleiche angenommen hatten.  Ein Fahrer und drei Touristen saßen in der vorderen Reihe, vier in der hinteren Reihe und wir saßen mit den übrigen sieben im Kofferraum...  So haben wir uns an diesem Abend besonders auf eine funktionierede Dusche in der Jugendherberge gefreut.

Goa:

Von Aurangabad ging es über Pune in einer 30-stündigen Reise nach Goa. Zuerst in Baga, Nordgoa angekommen, setzten wir uns in ein Cafe am Strand, nur um festzustellen, dass es uns hier doch zu touristisch war. Ermüdet von der langen Reise, haben wir uns also ein Taxi nach Palolem, Südgoa genommen und damit das in Aurangabad gespaarte Geld gleich wieder ausgegeben... Es war allerdings die beste Entscheidung die wir hätten treffen können, da Palolem der Bilderbuch-Palmenstrand schlechthin ist. Fünf Tage haben wir also die Sonne, den Strand, das Badewannenwasser-Meer, frischen Fisch und die unzähligen Strandcafes genossen. Wir hatten eine Strandhütte für 350 Rs. (5 €) und haben die Tage über, bis auf Sonnenbrand bekommen, relativ wenig getan. Goa war das Strandparadies in Indien.

Cochin:

Unsere Reise führte uns weiter in den Süden nach Kerala. Auf dem Weg nach Cochin haben wir uns noch mit Eis und Döner (!!!!) in Mangalore gestärkt und Konni und Mayte (KKS, Prajna) getroffen. Cochin wäre warscheinlich eine der aufregensten Stationen unserer Reise geworden, hätte es keinen Generalstreik in Indien gegeben. Somit mussten wir auf eine eine Tour in die Backwaters Keralas und auf einen Tag am Strand der Nachbarhalbinsel verzichten. Stattdessen haben wir zwei Tage lang Fort Cochin erkundet. Dies ging mit geliehenen Fahrrädern ganz gut und wir haben schließlich doch eine schöne Zeit gehabt. Zumindest war ein Cafe geöffnet und man konnte trotz des Streiks die kolonial geprägte Stadt bewundern. Die Kirchen, Lagerhäuser am Meer und Restaurants haben schon stark an Europa (Kerala war portugiesische Kolonie) erinnert. Und wir konnten uns kulturell weiterbilden, beim Besuch der ersten Biennale in Indien, einer Kunstaustellung die kreativ auf verschiedene alte Lagerhäuser und –stätten verteilt war. Auch haben wir in Cochin  vorzüglichen Rotbarsch gegessen, der mit alten chinesischen Fischernetze nach traditioneller Art am Strand gefangen wird. Es sind 10 x 10 m große Netze, die alle fünf Minuten von sechs Indern mit einer Art am Ufer befestigtem Kran aus dem Wasser gehoben werden und dann die Fische entnommen werden. Bemerkenswert ist, dass die Fische nach hunderten von Jahren immer noch an die gleiche Stelle schwimmen, von welcher offensichtlich alle fünf Minuten Artgenossen verschwinden. Unser Aufenthalt in Cochin wurde 
schließlich von einer ayurvedischen Massage abgerundet - wenn man schonmal in Indien ist...

Pondycherry:

Nachdem wir in Vellore eine Nacht bei Lukas, einem Freund von Magnus und auch Weltwärts-Freiwilliger, verbracht haben, sind wir am nächsten Tag zu dritt weiter nach Pondycherry mit dem brutalsten Busfahrer den wir je in Indien erlebt haben, gefahren. Dort trafen wir Nora und Luise (KKS, REAL) und Leah, frühere KKS-Freiwillige, Lukas ältere Schwester und Freundin von Nora - wem man in Indien nicht alles über den Weg läuft! Pondycherry war in jedem Fall ein schöner Abschluss unserer Rundreise und wir hatten jede Menge Spaß. Als ehemalige französische Kolonie, hat Pondycherry viele Cafes und eine französische Bäckerei (mit richtigen Baguettes und Croissants!) in welcher wir überglücklich das beste Frühstück seit 6 Monaten genießen konnten. Es war schön sich mal wieder mit vier anderen Weltwärtslern und Freunden auszutauschen und zu sechst „Französich-Indien“ unsicher zu machen. 

Voller Eindrücke und neuer Erfahrungen, sowie traurig vom erneuten Abschied in Pondycherry, sind wir schließlich von Chennai nach Delhi geflogen und per Bus nach Jaipur gefahren. Nun haben wir neue Kraft geschöpft und sind genauso motiviert wie auch inspiriert für die letzten zwei Monate in unserem Projekt.

Eindruecke in Bildern:

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